In Bad Bentheim ist was los

Ja, auch nach Niedersachsen mache ich mich auf, um Pilze zu sammeln. Ziel ist der Kurort Bad Bentheim, angrenzend an das Münsterland. Bekannt ist er für sein Solebad, in dem ich früher auch ab und zu versuchte, mich zu erholen. Um das Bad ist ein großes Kurzentrum mit diversen Gesundheitsanlagen und Krankenhäusern entstanden. Hauptsächlich geht es um Hautkrankheiten, aber auch kardiologisch kann man sich behandeln lassen. Hinter dem Kurpark fängt ein großes Laubwaldgebiet an, das mein Ziel ist. Was soll ich sagen, es hat sich gelohnt. Auf dem Rückweg, schon in der Kuranlage, fallen mir auf einem Rinderhäckselbeet mit einigen Sträuchern braune, büschelig wachsende Pilze auf. Reflexartig wie immer gehe ich näher und erkenne schon auf den Hüten leichte Blauschimmer. Ein Zeichen: Blau bei Pilzen steht für Psilocybin, - ein psychoaktiver Wirkstoff, der von dem schweizer Chemiker Albert Hoffmann isoliert wurde. Albert Hoffmann - nebenbei bemerkt - war auch der "Entdecker" des LSD.

Die Stiele nun lassen keinen Zweifel mehr aufkommen: Es sind Pilze aus der Gattung Psilocybe, die ich zu Hause als Blauer Kahlkopf (Psilocybe cyanescens) bestimme.

So weit, so gut. Ich mache mir Gedanken über die Verbindung Kurbad und psychoaktive Pilze. Ich stelle mir vor: Nachts schleichen die Patienten aus den Zimmern, begeben sich ins Freie und suchen auf Rinderhäckselbeeten die magic mushrooms. Versammeln sich dann in wehenden weißen Nachthemden im Kreis, zerkauen langsam das Pilzfleisch und geben sich den wunderbarsten Visionen und Eindrücken hin.

Alfred Stoerl, der Pflanzenguru, meint, dass Pflanzen, die dem Menschen gut tun, nicht zufällig in seiner Nähe wachsen. Es seien Kulturfolger im wahrsten Sinne des Wortes. Verhält es sich nun auch so mit dem blauen Kahlkopf? Sucht er bewusst die Nähe der wundgeschürften Hautkranken und Herzleidenden? Ich sage: Ja. So ist es.