Der Anfang von Allem

Am Anfang war der Goldröhrling - Suillus grevillei. So könnte diese Geschichte beginnen. Vor einigen Jahren war ich ein fleißiger Jogger, der seine Runden in der Bröcke zwischen Ahaus und Gescher im Westmünsterland zog. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als auf dem Grasstreifen zwischen Bäumen und Weg relativ viele, relativ große orangen-gelbe-rötliche Pilze wuchsen. Es waren so viele, dass ich nach genügend Schwitzen anhielt und sie mir näher besah. Lamellen hatten sie nicht, sondern Röhren. Der Hut war klebrig-schmierig und der Duft: er verströmte etwas fruchtig-Säuerliches, das mich an Aprikosen denken ließ. Ich dachte mir, dass ich den doch bestimmen können müsste und nahm ein Exemplar mit nach Hause. Schon früher hatte ich mit einem Freund Pilze gesammelt, jedoch selbst Pilze bestimmen, das traute ich mir nicht zu. Ab und an nahm ich mal einen mit, um mit einem Pilzbuch seinen Namen herauszubekommen, was jedes Mal eine frustrierende und von Scheitern geprägte Erfahrung war.

Dieses Mal klappte es auf anhieb. Röhren, orange-gelb, schmieriger Hut, fruchtige Geruchsnote: es war der Goldröhrling. Auch seine Begleitbäume, die Lärchen, stimmten. Als ich dann noch sah, dass er essbar sei, konnte ich es kaum fassen. Kurz entschlossen griff ich zur Pfanne und briet ihn. Er schmeckte wundervoll. Und ab diesem Moment war es um mich geschehen. Das Pilzfieber packte mich und ließ mich nicht wieder los. Ich kaufte mir Literatur, ging, immer wenn es die Zeit erlaubte oder nicht, in den Wald, um mich im Bestimmen und dem Sammeln von essbaren Pilzen zu üben. Und Übung ist tatsächlich alles.

Mittlerweile esse ich den Goldröhrling gar nicht mehr so gerne. Er wird in der Pfanne sehr weich und etwas matschig, weshalb ich ihn nun meistens stehen lasse. Auch wird gesagt, dass es besser sei, die Huthaut abzuziehen, damit er verträglicher wird. (Ich hatte nach seinem Genuss allerding noch nie Beschwerden.) Jedoch ist das Huthautabziehen gar nicht so einfach. Manchmal sträubt sie sich, und man schneidet die Hälfte des Fleisches mit weg. Kulinarisch werde ich ihm aber noch einmal eine Chance geben. Paniert und fritiert soll er ein Hochgenuss sein. Das werde ich im nächsten Herbst ausprobieren.

Wenn ich gefragt werden sollte, welcher Pilz mein Lieblingspilz ist, werde ich antworten: der Goldröhrling. Noch immer ist das Glücksgefühl des ersten Bestimmens gegenwärtig und der Geschmack eines ersten selbst gesammelten Pilzes ist wahrlich nicht zu übertreffen. Wenn die ersten Fruchtkörper im späten Sommer aus dem Boden kommen, freue ich mich, dass es ihn gibt.