Der Herbst birgt Monster

Alt, aufgerissen und zerrunzelt ist der dickschalige Kartoffelbovist - Scleroderma citrinum - ein durchaus attraktiver Pilz. Kein Fruchtkörper ähnelt dem anderen, jeder verzerrt und öffnet sich auf seine eigene ganz bizarre Weise. Ist er noch jung und verschlossen und von gelblich-brauner Farbe, ähnelt er tatsächlich einer Kartoffel, wäre da nicht seine rissg-schuppige Hülle. Als völliger Pilzneuling könnte man bei seinem Anblick tatsächlich in Verzückungen geraten, wenn man meint, einen wohlschmeckenden Trüffel gefunden zu haben. So ging es zumindest mir. Doch auch ein von Unkenntnis geprägter Blick in ein Pilzbestimmungsbuch verrät, dass es sich tatsächlich um einen Bovisten handelt, der sogar giftig ist. Dass eine Verwechslung mit einem Trüffel jedoch nicht ganz so weit hergeholt ist, verrät ein Stöbern im Internet, wo doch von etlichen Vergiftungsopfern berichtet wird. Durchaus interessant dabei ist es, dass die Giftwirkung doch recht breit gefächert ist und von Magenproblemen, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen bis zu neuronalen Symptomen reicht. Bei letzteren ist von Sehstörungen, zeitweisem Erblinden und Rauschzuständen die Rede. Auch  Sinneswahrnehmungen, ganz wie bei bekannteren psychoaktiven Pilzen, seien manchmal verschoben bzw. so weit geschärft, dass die ganze Umgebung in einem neuen Licht und Wirklichkeitsraum erscheint. Es ist zu vermuten, dass der Kartoffelbovist verschiedene "toxische" Substanzen enthält, ansonsten könnte man sich dieses breite Spektrum an Wirkungen nicht erklären. Der genaue chemische Giftkomplex sei aber immer noch nicht geklärt. Zumindest ist aber verständlich, warum Menschen unterschiedliche Symptome bei Einnahme dieses Pilzes zeigen. Die Menge einer chemischen Substanz variiert zwischen den Fruchtkörpern, was mit unterschiedlichsten Faktoren zusammenhängt. (Wachstum, Bodenverhältnisse, Substrat , Klima, usw.) So erblindet einer, während der andere sich die Eingeweide aus dem Leib kotzt. Gut, ich glaube, dass man auf Kostversuche verzichten kann, selbst wenn die berichteten Rauschzustände ja durchaus reizvoll klingen. 

Die Sporen der Kartoffelboviste werden im Inneren der Fruchtkörper gebildet, und wenn sie reif sind, reißt die Hutoberfläche ein und können sich in der Umgebung ausbreiten. Zurück bleiben die Gebilde, die wir auf den Fotos sehen. Sie schreien mit weit aufgerissenem Maul, zeigen Ähnlichkeit mit ausgestorbenen Amphibien grauester Vorzeit und drohen, uns in ihre Schwärze mit hinunterzuziehen. Wenn man sie erblickt, wundert man sich fast, dass sie sich nicht bewegen können. Doch trauen sollte man dieser Stille nicht.