Ein Pilz entdeckt das Parfum
Die Pharmaindustrie muss sich warm anziehen, denn der violette Rötelritterling - Lepista nuda - hat die Fähigkeit, Blutdruck zu senken - und das auf schonende natürliche Weise. Ja, da sitzen sie nun, die Konzernchefs von Bayer und Co. und zermartern sich das Hirn, wie sie diesen violetten Gesellen unschädlich machen können. Ganze Sammlertrupps aus Osteuropa werden angeheuert, um hiesige Wälder zu durchstreifen und jeden kleinen auch nur violett anmutenden Fruchtkörper, der es wagt, scheu aus dem Boden zu blicken, mit Stumpf und Stiel herauszureißen und zu vernichten. Freut euch nicht zu früh, Lepista nuda ist hartnäckig. Er wird seinen Gesundheit bringenden Siegeszug schon antreten.
Duften tut er ganz eigenartig. Etwas süßlich parfumiert, so als ob er in der Nacht noch etwas vorhätte. Manchen Leuten kommt er zu aufringlich süß vor, ich finde ihn wunderbar und kann jeden Pilz verstehen, der sich auf ein Rendevous mit ihm einlässt.
Auch schmecken tut er sehr gut und im Spätherbst wächst er oft in stattlichen Hexenringen, so dass sich das Pilzesammeln wirklich lohnt. Auch macht er einem oft den Gefallen, direkt am Wegesrand zu wachsen, so dass man von Suche eigentlich nicht sprechen kann. Er schreit es den Spaziergänger förmlich entgegen, dass er eingesammelt werden möchte. Trotzdem sollte man etwas Vorsicht walten lassen. Pilze mit violetten Lamellen und Violettönen auf dem Hut und Stiel gibt es auch in anderen Gattungen, z.B. bei den Schleierlingen. Und unter den Schleierlingen kann es tatsächlich einige recht giftige Arten geben. Doch, wie der Name schon sagt, haben Schleierlinge am Hutstiel Schleierreste (es stammt von einem Velum, das die Lamellen des jungen Pilzes geschützt hat) und diese erscheinen oft bräunlich, was mit den Sporen zu tun hat, die in ihnen hängen bleiben.
Ein Charakteristikum der Rötelritterlinge sind die recht leicht verschiebbaren Lamellen, was bei Schleierlingen so nicht klappt. Also, einfach einen Finger zwischen die Lamellen stecken und vom Hutboden her zur Seite schieben. Man wird merken, dass sie ohne Probleme nachgeben und vom Hut gelöst werden können.
Aber eigentlich reicht es auch schon, an ihm zu riechen. Denn dieser süßlich kokette Duft verrät ihn eigentlich sofort.
Auch ist der violette Rötelritterling das Zeichen, dass der Spätherbst begonnen hat. Und etwas melancholisch kann man deshalb bei seinem Anblick schon werden, wenn man daran denkt, dass in absehbarer Zeit die Pilzsaison vorbei sein wird und bald schon Kälte und Schnee in den Wäldern Einzug halten werden.