Das Leuchten im Buchenwald

Ich gebe es zu, dass der Titel dieses Beitrages etwas in die Irre führt. Denn Hohlfußröhrlinge - Suillus cavipes - gehen Mykorrhiza mit der Lärche ein. Ich muss aber zu meinem Leid gestehen, dass ich diese Pilze immer in Waldstücken fand, die zumindest von anderen Baumarten beherrscht wurden. So fand ich sie oft in Kiefern-, Fichten- und nun in einem Buchenwäldchen. Ich habe mir auch nicht die Mühe gemacht, mich nach anderen Bäumen umzuschauen, da eine Bestimmung des Hohlfußröhrlings normalerweise kein großes Problem darstellt. Zum einen ist der Name tatsächlich Programm: die Stiele sind - besonders in älterem Zustand - hohl. Zum anderen ist die schon wabenartig zu nennende Struktur der Röhren sehr markant, so dass man diesen Pilz eigentlich nicht verwechseln kann. Nunja - mit etwas gutem Willen kann man natürlich alles verwechseln. Im nächsten Herbst werde ich aber ganz explizit nach Lärchen in der Umgebung der Hohlfußröhrlinge achten. Nicht dass sich am Ende noch herausstellt, dass es sich um den höchstgiftigen leuchtenden Teufelswabenröhrling - Suillus teufelanusluminans - handelt. Doch keine Angst, ich habe ihn schon mehrmals gegessen und ich kann euch versichern, dass ich mich nicht aus dem Jenseits an euch wende. Kulinarisch kann er zwar nicht mit gaumenkitzelnden Höchstleistungen aufwarten, als Mischpilz ist er aber durchaus für die Pilzpfanne brauchbar. Nun, ich habe bisher immer vom Hohlfußröhrling im Allgemeinen gesprochen. Doch das, was wir auf den Fotos sehen, ist die Form aureas, was vom lateinischen "aurum" - Gold - abgeleitet wurde. Die "normalen" Hohlfußröhrlinge sind in den meisten Fällen zwischen hell- und dunkelrötlich und haben eine etwas schuppige Hutstruktur. 

Wie groß war meine Überraschung, als ich auf einen meiner Pilzwanderungen an einem Wassergraben entlang in einen Buchenwald ging. Durch das Blätterlaub war es recht dunkel und plötzlich tauchte neben mir dieses intensive gelbe Leuchten aus dem Waldboden auf. An die acht Fruchtkörper zeigten sich und einer war gelber als der andere. Es musste die besagte Form "aureas" sein, die recht selten ist. 

Pilze zu finden, ist immer etwas Besonderes, wenn es sich dann auch noch um eine recht seltene Art handelt, macht sich etwas Stolz in einem breit, der völlig unbegründet ist. Was ist schließlich dabei, wenn man fast über die Fruchtkörper stopert? So ist letzten Endes dieses Gefühl des Stolzes völlig irrational, was mich jedoch nicht weiter stört. Gegessen habe ich die gelben Vertreter übrigens nicht - seltene Pilze sollte man doch eher im Wald belassen.

Bei der rötlichen Form braucht man diese Skrupel nicht zu haben. Allerdings scheint es so - laut Wikipedia - dass immer weniger Lärchen angepflanzt würden, da sie fortwirtschaftlich an Bedeutung verloren hätten. Dies könnte auf längere Sicht tatsächlich den Bestand der Hohlfußröhrlinge gefährden. 

Aber meine Güte, bei den vielen Mykorrhizapilzen der Lärche wäre es eine Schande, wenn dieser Baum nicht weiter in Wäldern wachsen kann. Strategien sind gefragt, diesen Trend aufzuhalten. Eine Idee habe ich schon: Ich werde die Guerrillagärtnerfront gründen und nachts mit Gleichgesinnten sabotagegleich Lärchen in allen Ecken und Winkeln der Forste pflanzen. Ich setze hier auf die Kraft der Zermürbung durch zeitlich regelmäßig durchgeführte Aktionen, bis auch der letzte Förster aufgegeben hat und die Lärche Lärche sein lässt. .